Das kleine MountainSpirit "Knoten Know-How"

Seit Urzeiten gibt es Knoten. Bereits „Ötzi“, der Mann aus dem Eis, hat zusammengedrehte Pflanzenfasern und Lederriemen für den Bau von Werkzeugen verwendet. Riemen und Seile wurden später zum Zäumen von Reit- und Zugtieren verwendet. Den Höhepunkt erreichte die Knotentechnik in der Zeit der großen Segelschiffe. Das Standardwerk der Knotentechnik für die Seefahrt vom Seemann und Zeichner Clifford Ashley ist über 600 Seiten stark und zeigt mehr als 2.000 verschiedene Knoten.

Als Bergsteiger oder Sportkletterer braucht man nur einen Bruchteil dieser Knoten zu kennen, obwohl in der Berg- und Höhlenrettung bedeutend mehr spezifische Knoten verwendet werden.
Wir stellen in diesem Blog sechs grundlegende Knoten, die für den Bergsport ausreichen, vor. Es sind der Achterknoten, der Bulin, der Halbe Mastwurf und Mastwurf, der Prusik und/oder Marchand, Kreuzklemmknoten mit Bandschlinge.
Diese sechs Knoten sollten von BergsteigerInnen und Kletterern blind und sicher beherrscht werden, idealerweise in gelegter wie auch in gesteckter Variante.

Für den Bergsport sind die Anseil- oder Einbindeknoten die am häufigsten verwendeten Knoten. Ein optimaler Anseilknoten soll allen möglichen Belastungen standhalten. Er soll einfach zu knüpfen und beim Partnercheck oder bei Kletterkursen einfach zu prüfen sein. Wesentlich ist, dass er auch dann hält, wenn er sich etwas gelockert hat. Außerdem soll sich nach einem Sturz (beim Sportklettern) leicht lösen lassen.

Ausreichend Seilende nach dem Knoten übriglassen!
Knoten ziehen nach starken Belastungen nicht nur fest, sondern sie wandern immer auch ein Stück nach außen. Deshalb erfüllt ein ausreichend langes Seilende hinter dem Knoten eine wichtige Sicherheitsfunktion.
Für die Länge der Seilenden gilt die Faustregel, dass das Seilende hinter dem Knoten der Länge des 10-fachen Seildurchmessers entspricht. Fazit: Beim Anseilen sollte das Seilende mindestens 10 cm (oder eine Handbreite) lang sein.

Knoten sauber legen und schürzen!
Knoten sollen nie verdreht sein! Das betrifft besonders den Achterknoten beim Anseilen. Alle Stränge müssen parallel laufen. Verdrehte Knoten halten zwar nicht zwangsläufig weniger gut, bei Belastung ziehen sie sich allerdings oftmals derart ungünstig zu, dass sie kaum mehr gelöst werden können. Zudem lassen sich verdrehte Knoten beim Partnercheck nicht so leicht kontrollieren, denn das „konfuse“ Knotenbild entspricht nicht dem „gewohnten“ Anblick.

Knoten gut festziehen!
Damit sich der Knoten nicht von selbst lockert oder löst, ist es sehr wichtig, dass man ihn ordentlich zuzieht. Locker gelegte Knoten sind eine Gefahrenquelle, die man nicht akzeptieren darf. Damit dieses „Knoten-Festziehen“ auch weniger kräftigen Personen gelingt, müssen die vier Stränge einzeln angezogen werden.


Der Achterknoten (Anleitung Bild 1-9):
Der Achterknoten (auch Achtknoten) wird beim Klettern im Doppelseilstrang verwendet und ist einer der einfachsten und grundlegendsten Knoten im Bergsport. Seinen Namen verdankt er dem Knotenbild, das deutlich an die Ziffer „8“ erinnert. Der Achterknoten bildet eine sichere feste Schlaufe und wird deshalb in Fachkreisen „Achterschlaufe“ genannt, um eine Verwechslung mit dem „Achtknoten“ im Einzelseilstrang zu vermeiden. Manchmal fällt auch der Name „doppelter Achter“.

Der Achterknoten wird beim Klettern und in der Bergrettung als sichere Verbindung zwischen Kletterseil und Klettergurt verwendet. In das Ende des Seils wird ein Achterknoten so gebunden, dass noch etwa ein Meter Seilende frei bleibt. Dieses Seilende wird nun durch die am Klettergurt befestigte Einbinde-Schlaufe gezogen und anschließend dem Achterknoten entlang parallel zurückgefädelt. Diese Form heißt gesteckter Achterknoten.

Die Öffnung eines Knotens (Auge), wird nicht selten zu groß gewählt. In Folge baumelt der Knoten herum. Dies ist lästig und stört, verleitet aber auch zu Fehlanwendungen. Deswegen sollte das Auge, oder die Knotenöffnung, so klein als möglich gehalten werden.

Der doppelte Bulin (Anleitung Bild 10-18)
Beim Klettern dient der doppelte Palstek, oder doppelter Bulin, als Einbindeknoten am Klettergurt. Er ist selbst nach häufiger oder großer Sturzbelastung leicht zu öffnen. Allerdings ist das Knotenbild nicht so einfach auf korrekte Ausführung zu kontrollieren wie das des Achterknotens. Der einfache Bulin darf aus Sicherheitsgründen nicht als Einbindeknoten verwendet werden! Der doppelte Bulin hat diesen Nachteil nicht.

Der doppelte Bulin lässt sich auch nach vielen Stürzen leicht lösen. Er ist daher bei viel stürzenden Sportkletterern recht beliebt. Der Knoten hält auch, wenn sich das Seil aus der letzten Knotenschlinge löst, weil dann immer noch ein einfacher Bulinknoten vorhanden ist.

Der Halbmastwurf oder HMS (Anleitung Bild 19-24)
Wichtig: Die Halbmastwurfsicherung soll auch mit nur einer Hand hergestellt werden können.
Mit dem Halbmastwurf kann man den Seilpartner im Vorstieg und Nachstieg sichern. Für diese Sicherung gibt es mittlerweile auch eine ganze Palette an eigenen Sicherungsgeräten am Markt. Trotzdem, – die HMS ist einfach und schnell gelegt.
Diese Geräte funktionieren oft besser und geschmeidiger als Knoten, sodass sie diese in einigen Bereichen bereits ersetzt haben. Überall dort wo es aber um Gewicht und Volumen geht, wo man also mit wenig Material ein möglichst breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten abdecken möchte, sind Knoten nach wie vor konkurrenzlos.

Der Mastwurf (Anleitung Bild 25-30)
Der ideale Knoten für die Selbstsicherung. Ohne den Knoten zu lösen kann die Länge der Selbstsicherung beliebig eingestellt werden. Auch nach starker Belastung gut lösbar.
Der Mastwurf (auch Webleinenstek) ist geeignet, um ein Seil an einem festen Gegenstand zu befestigen und er ist relativ leicht wieder zu öffnen.
Wichtig:
Auch der Mastwurf soll mit nur einer Hand hergestellt werden können. Dies gilt bei extremen Standplätzen und bei der Rettungstechnik.
Der Mastwurf kann mühelos gelockert und verschoben werden, bei Belastung zieht er sich fest und blockiert nach beiden Seiten. Er sollte mit einer Hand in den Karabiner gelegt werden können, denn manchmal möchte (oder muss) man sich mit der zweiten Hand festhalten.

Die Klemmknoten: Prusik und/oder Marchand/Kreuzklemmknoten mit Bandschlinge
Diese Klemmknoten ziehen sich bei Belastung zu und lassen sich ohne Belastung verschieben. Sie werden beim Abseilen als Hintersicherung, bei der Spaltenbergung auf Gletschern, als Rücklaufsperre bei Flaschenzügen, oder als mobiler Fixpunkt an Seilen eingesetzt.
Mit zwei Klemmknoten kann man an einem Seil hochsteigen: Man befestigt zwei Reepschnüre (oder Bandschlingen) mit Klemmknoten an einem Seil. Dann hängt man sein Gewicht in die erste Schlinge und schiebt die zweite hoch. Als nächstes belastet man die zweite Schlinge und schiebt die erste hoch. Mit diesem Verfahren kann man sich Schritt für Schritt nach oben arbeiten.

Prusik (Anleitung Bild 31-35)
Der bevorzugteste Klemmknoten in der Rettungstechnik und als Sicherung beim Abseilen. Reicht die Klemmwirkung der gut geeigneten 6mm Reepschnur nicht aus, muss den zwei Umschlingungen eine dritte hinzugeführt werden. Auch mit Bandschlingen funktioniert der Prusik.
Für Klemmknoten sollte man Reepschnur verwenden, deren Durchmesser etwa ein Drittel bis zur Hälfte des Durchmessers des Seiles beträgt, an dem man den Klemmknoten befestigt. Ist der Durchmesser der Reepschnur kleiner, wird die Klemmwirkung zu groß und man hat Schwierigkeiten den festgezogenen Knopf leicht zu lösen.
Wenn die Reepschnur zu dick ist, klemmt der Knoten möglicherweise nicht ausreichend.
Verwendung: Klemmknoten fürs gesicherte Abseilen und zur Selbst- oder Kameradenrettung. Er klemmt in beide Richtungen. Beginnt der Prusik bei Belastung zu rutschen muss eine dritte Umwicklung angelegt werden.


Marchand/Kreuzklemmknoten mit Bandschlinge (Anleitung Bild 36-41)

Er wird auch Bandschlingen-Klemmknoten genannt. Mit diesem Knoten klemmen auch moderne, sehr schmale Bandschlingen perfekt. Bandschlingen ersetzen dadurch vielfach Reepschnüre und sind diesen, besonders in der Bedienung, häufig sogar überlegen.

Anzahl der Windungen: Drei, bei sehr glatten und dünnen Seilen vier Windungen nach oben wickeln.